Instrumente der vierteiligen Skalen-Serie zur pädagogischen Qualität

 

Die Krippen-Skala (KRIPS-RZ), die Kindergarten-Skala (KES-RZ), die Hort- und Ganztagsangebote-Skala (HUGS) und die Tagespflege-Skala (TAS) sind wissenschaftlich fundierte und überprüfte Instrumente zur differenzierten Erfassung und Unterstützung pädagogischer Qualität in allen institutionellen Bildungseinrichtungen (Krippen, Kindergärten, Horte und außerschulische Angebote in Ganztagsschulen) und in der Tagespflege. 

Gemäß dem Untertitel dienen die Instrumente zur „Feststellung und Unterstützung pädagogischer Qualität“, indem die Stärken einer Gruppe bewusst gemacht und Aspekte unzureichender oder minimaler Qualität identifiziert werden. Ziele sind, Maßnahmen zur Erreichung guter Qualität zu planen, die notwendigen Ressourcen zu überlegen und die Qualitätsentwicklung durchzuführen. 

Aus Sicht des Charlotte Bühler Instituts ist daher die Verwendung der Skalen als reines Bewertungs- und Kontrollinstrument oder als Checkliste nicht förderlich, um die Verbesserung pädagogischer Qualität voranzutreiben.

 

Die Skalen im Detail

Die Krippen-Skala (KRIPS-RZ) basiert auf der Infant Toddler Environment Rating Scale (ITERS; Harms, Cryer & Clifford), die 1990 in den USA veröffentlicht wurde. 2019 wurde von Tietze, Roßbach, Nattefort, Lassen und Leedie dritte, revidierte und erweiterte Fassung mit Zusatzmerkmalen herausgegeben. 

Die Kindergarten-Skala (KES-RZ) basiert auf der Early Childhood Environment Rating Scale (ECERS; Harms & Clifford, 1980, USA). 1997 erschien die deutsche Version der ECERS, die Kindergarten-Einschätz-Skala (KES; Tietze, Schuster & Roßbach, 1997). 2017 wurde von Tietze, Roßbach, Nattefort und Grenner die vierte, revidierte und erweiterte Fassung mit Zusatzmerkmalen vorgelegt. 

Die Hort- und Ganztagsangebote-Skala (HUGS) ist die deutsche Adaption der School-Age Care Environment Rating Scale (SACERS; Harms, Jacobs & White, 1996). Als Forschungsversion wurde die HUGS in ca. 200 Gruppen in verschiedenen Regionen Deutschlands eingesetzt. 

Die Tagespflege-Skala (TAS-R) basiert auf der Familiy Day Care Rating Scale (FDCRS; Harms & Clifford, 1989). In zahlreichen wissenschaftlichen Studien wurde die FDCRS in internationaler Zusammenarbeit eingesetzt. Die Tagespflege-Skala (TAS-R) ist das Ergebnis einer mehrjährigen Erprobung.

 

Das Qualitätskonzept der Skalen 

Die Skalen haben den Anspruch die pädagogische Prozessqualität in der Tagespflege, in Krippen, Kindergärten, Horten und Ganztagsangeboten zu erfassen. Damit sind die Dynamik des pädagogischen Geschehens sowie die pädagogischen Interaktionen, die die Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen und ihre Bedürfnisse berücksichtigen sollen, gemeint. 

Prozessqualität im Sinne der Skalen wird in einem breiten Sinn verstanden. Im Vordergrund der Einschätzung stehen die Interaktionen, die in der Kindergruppe stattfinden: zwischen Erzieher/inne/n und Kindern, der Kinder untereinander sowie zwischen den Erwachsenen (Eltern und/oder Kolleg/inn/en im Team). Prozessqualität bezieht sich aber auch auf Aspekte der räumlichen und materiellen Ausstattung und umfasst somit alles, was den konkreten Erfahrungs- und Erlebnisraum der Kinder unmittelbar gestaltet und beeinflusst. Die Skalen basieren auf einem Bild vom Kind, das die Selbstständigkeit und Aktivität von Kindern in den Vordergrund stellt.

 

Aufbau und Anwendung der Skalen

 

Die Kindergarten-Skala (KES-RZ) umfasst 51, die Krippen-Skala (KRIPS-RZ) 47, die Hort- und Ganztagsangebote-Skala (HUGS) 50 und die Tagespflege-Skala (TAS-R) 34 Merkmale. Alle Skalen sind in je 7 Bewertungsstufen, die die Qualität des entsprechenden Merkmales von “unzureichend” bis “ausgezeichnet” beschreiben, unterteilt. Die Skalen sind Beobachtungsinstrumente, die sich auf jeweils eine Kindergruppe beziehen. 

Grundlage der Qualitätseinschätzung ist eine 3- bis 3 ½-stündige Beobachtung in der Gruppe, an die sich ein ca. 1-stündiges Interview mit der Pädagogin / dem Pädagogen der Gruppe anschließt. In dem Interview werden jene Aspekte erfragt, die nicht oder nicht ausreichend beobachtet werden konnten.

Das Ziel der Einschätzung ist es, Aussagen über die Stärken und Schwächen der Prozessqualität in der Kindergruppe zu erhalten. Daran sollten jeweils Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung anschließen. 

Auf Grund der Komplexität der Skalen und der besonderen Bedeutung einer objektiven Beobachtung bedarf es – wie bei sonstigen Beobachtungs- und Ratingverfahren auch – eines besonderen Trainings der Anwender/innen.

 

Literatur 

Tietze, W., Roßbach, H.-G., Nattefort, R. & Grenner, K. (2017): Kindergarten-Skala. Revidierte Fassung mit Zusatzmerkmalen (KES-RZ). Weimar: verlag das netz.
Tietze, W., Roßbach, H.-G., Nattefort, R., Lasson, A. & Lee, H.-L.(2019): Krippen-Skala. Revidierte Fassung mit Zusatzmerkmalen (KRIPS-RZ). Feststellung und Unterstützung pädagogischer Qualität in Krippen. Weimar: verlag das netz.
Tietze, W., Roßbach, H.-G., Gerszonowicz, E.Martins-Antunes, F. &  Nattefort, R. (2015): Tagespflege-Skala. Revidierte Fassung (TAS-R). Weimar: verlag das netz.
Tietze, W., Rossbach, H., Stendel, M. und Wellner, B. (2007): Hort- und Ganztagsangebote-Skala (HUGS). Feststellung und Unterstützung pädagogischer Qualität in Horten und außerunterrichtlichen Angeboten. Mannheim: Cornelsen.